Vandans im zweiten Anlauf
Wirklich? Nocheinmal nach Vandans ins Montafon? Wo es doch im ersten Anlauf viel Regen und noch mehr Wolken gab. Die Berge waren meist nur halb zu sehen – eben bis an die Wolkendecke. Doch dieses Jahr kam es bei der Wanderfreizeit ganz anders. Vandans präsentierte sich von seiner Schokoladenseite: Die Sonne schien die ganze Woche und keine Wolke trübte den Blick auf die Gipfel der Vorarlberger Alpen. Höchstens der Schweiß, der durch die anstrengenden Aufstiege seinen Weg in die Augen fand, sorgte für kurzfristig eingeschränkte Sicht.
Vandans als Startpunkt für schöne und anstrengende Wanderungen im Montafon
Diese Ausgangslage hielt die knapp 30 Wanderbegeisterten keine Minute länger als nötig am Haus Tirol. Schnell waren die Vesperpakete auf die Rucksäcke verteilt und die Schuhe geschnürt. Denn am ersten Tag startete ein Teil der Gruppe direkt am Haus. Das Ziel war der Golm. Von dort ging es über sieben Rutschen wieder bergab Richtung Tal. Dabei stellte sich heraus, dass die Qualität des Sportgeräts (Decken, Fleecejacken und co.) durchaus Einfluss auf die Geschwindigkeit hat. Und dass mit steigender Geschwindigkeit auch die Kippgefahr, insbesondere in den Kurven steigt. So ging es dann mal mehr und mal weniger laut ins Tal. Der andere Teil startete am Stausee Latschau und wanderte durch das Gauertal oder stieg nach einer Gondelfahrt zur Mittelstation auf zum Golmer Joch.

Gaschurn-Partenen und viele intensive Höhenmeter
Am zweiten Tag starteten alle in Gaschurn. Egal welche Tour – hier gab es kein „easy going“ – denn wer an den Wiegensee wandern oder durch die Garneraschlucht steigen will, muss Höhenmeter reißen. Der Wiegensee wurde zum schönsten Ort in Österreich gewählt – Grund genug die fast 1000 Höhenmeter in Angriff zu nehmen. Doch auch die Garneraschlucht war ihre 600 Höhenmeter durchaus wert. Diese „digitale“ Wanderung kannte nur zwei Extreme: steil bergauf. Und genauso steil bergab. Gut, dass das Radio „Kraxe“ durchweg sendete und für viel Unterhaltung auf dem Weg sorgte. Denn für diese konnte der Kraxenträger in dem Moment nicht wirklich sorgen.

Schesaplana und Lünersee- begeisterte Gipfelstürmer am dritten am Tag
Nach den ersten beiden Tagen mit viel Höhe wurde bei dem einen oder der anderen die Sehnsucht nach flacheren Strecken größer. Da kam dann Tag drei mit dem Ziel, den höchsten Gipfel des Rätikon zu erklimmen, gerade recht. Die Schesaplana ist mit 2964m sogar noch minimal höher als die Zugspitze und es sind ab dem Lünersee schlappe 1000 Höhenmeter zu meistern. Der Lünersee wurde zum schönsten Ort Österreichs gewählt. Den aufmerksamen Leser*innen ist sicher nicht entgangen, dass doch der Wiegensee, wie oben erwähnt, bereits diesen Titel hat. Wo es letztendlich wirklich am schönsten ist überlassen wir an dieser Stelle den Österreichern. Schönster Ort hin oder her – der Aufstieg zur Schesaplana ging über Geröll- und Schneefelder an der Totalphütte (wo uns der Hüttenwirt informierte, dass der Aufstieg aktuell möglich sei, es aber nur die Hälfte schafft) vorbei immer weiter an die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz. Auch hier gab es Empfang und keine Ausfälle der Unterhaltung – weder beim steilen Bergaufsteigen, noch beim rasanten „Skifahren“ auf Wanderstiefeln zurück ins Tal. Und jetzt können wir behaupten, dass die CVJM-Wanderer zu den 50% gehören, die den mühsamen Aufstieg packten.

Ein Teil der Gruppe entschied sich, eine Runde um den teilweise abgelassenen See zu gehen. Und eine dritte Gruppe wollte doch vor den Höhenmetern flüchten und suchte ihr Glück im Pfad vom Lünersee über das Rellstal zurück nach Vandans. Doch hier zeigte sich, dass auch über 1000 Höhenmeter bergab wandern durchaus anstrengend sein können. Teils mit nassem Handtuch auf dem Kopf, teils etwas unrund gehend, kamen die Wanderer tatsächlich in Vandans an. Die erstbeste Sitzgelegenheit wurde genutzt und lange nicht mehr verlassen. Dort wurde dann auch fleißig die wohltuende Wirkung von Eis oder kühlenden Salben auf Waden und Oberschenkeln kommentiert. Am Abend sah man noch tapfere Bergsteiger*innen, gut am Geländer gesichert, seitlich die Treppen hinauf und wieder hinabschleichen.
Kontraste: kaltes Alpenbad und schweißtreibende Zimba
Den vierten Tag ließen die meisten dann doch etwas ruhiger angehen und wanderten eher kurze Touren. Ein paar nutzen auch den Nachmittag, um sich im Naturfreibad zu regenerieren – die Wassertemperatur im Naturbecken war auf jeden Fall nahe an der Temperatur der berühmten Eistonnen, in die Fußballer so gerne steigen. Nichtsdestotrotz formte sich eine Zwei-Mann Ausreißergruppe. Mit Kletterausrüstung ausgestattet ging es nochmal ins Rellstal, um dort die Zimba zu bezwingen. Die Anstrengung war groß und der Sprint zurück zum Rellstalbus hinterließ Spuren, die den anderen Fahrgästen durchaus nicht entgingen. So mancher wünschte sich einen Platz am offenen Fenster, oder eben ganz weit weg von den beiden Bergsteigern. Die Dusche nach der Rückkehr war dringender denn je und der Platz für T-Shirt und co war definitiv außerhalb der Wohnung.
Gargellen, Fensterweg und ein ganz besonderes Fußballspiel mit Blick auf Vandans.
Der letzte Tag brach an und auf der Fahrt nach Gargellen zeigte sich das Montafon einmal mehr in seiner vollen Pracht. Der Fensterweg oder die ein oder andere Runde ab der Bergstation ließen keine Wünsche offen. Wichtig war, dass alle früher zurück sein mussten, denn das legendäre Fußballspiel „jong gegen alt“ war kurzfristig anberaumt worden. Nach Bekanntgabe des Spielorts stieg die Spannung, denn El Classico sollte im Hexenkessel von Bartholomäberg stattfinden. Aus diesem Anlass wurden kurzerhand drei heimische Nachwuchstalente verpflichtet und im Eilverfahren in die Mannschaften und Spielabläufe integriert. Mit Erfolg, denn schon beim Einlaufen und Singen der Unterensinger Hymne „ Em Schwobaland“ lag die Hand am richtigen Fleck. An der Textsicherheit arbeiten die Jungs noch etwas. Die hohe Lage des Stadions am Sonnenbalkon des Montafons und die sengende Hitze machten nicht nur Spielerinnen und Spielern, sondern auch den Fans zu schaffen. Nach zwei intensiven Halbzeiten gingen die „Alten“ als glückliche Sieger vom Platz. Schon jetzt ist von Insidern zu erfahren, dass die Funktionäre hinter verschlossenen Türen an einer Neuauflage dieses Spiels arbeiten.

Der letzte Abend und ein stimmungsvoller Ausblick auf das nächste Jahr
Am Abend heizten die Wanderer den Feuerschale an und unser Chef de la Cuisine zeigte auch am Grill, dass er Meister seines Fachs ist. Das Essen war die ganze Woche über hervorragend und es war immer für jede und jeden etwas dabei. Großes Lob! Genauso groß fällt das Lob an den Organisator aus – Die Wandertouren waren herrlich – gleich zweimal ging es an den schönsten Ort Österreichs. Für jeden Anspruch waren Vorschläge dabei. Darüberhinaus war die Freizeit von A bis Z perfekt organisiert. Deshalb vielen Dank an das Organisationsteam.